»Mir ist vor allem der wissenschaftliche Aspekt wichtig. Ich will’s belegen können!«

Patrick Bick zählt zu den führenden Osteopathen in Leipzig und hält seit vielen Jahren den Kontakt zum Leipziger Institut für Anatomie. Der Wunsch, Menschen zu heilen, liegt in der Familie. Bicks Vater war Krankenpfleger. Allerdings schlug Sohn Patrick zunächst einen ganz anderen Weg ein. Fußballverrückt wie er war, träumte er von einer Profi-Karriere, und schaffte es wirklich, sich diesen Traum zu erfüllen! Nach mehreren Stationen, angefangen beim 1. FC Saarbrücken, stieg Patrick Bick in der Saison 2004/2005 mit Eintracht Braunschweig in die 2. Bundesliga auf und erzielte gleich in der ersten Saison acht Tore. Nach einer längeren Verletzungspause wechselte er zum SV Wehen Wiesbaden, der ebenfalls in die 2. Bundesliga aufgestiegen war. Die nächste Station führte ihn dann nach Leipzig, genauer gesagt, nach Markranstädt. Unterstützt von einem bekannten österreichischen Getränkehersteller, entstand dort ein neuer Fußballverein. Der Beginn eines ganz besonderen Abenteuers.

»In den ersten Wochen herrschte ziemliches Chaos. Natürlich hatten wir den Anspruch, mit dem neu gegründeten Verein schnell in die Königsklasse aufzusteigen, aber dazu braucht es Strukturen, die erst einmal wachsen müssen. Bestimmte Abläufe, die man sich nach 15 Jahren im Profifußball nicht mehr wegdenken kann. Und dann kamen auf einen Trainingsplatz, der kurz zuvor mit Unkrautvernichtungsmittel behandelt wurde und nicht bespielbar war. Also spielten wir auf Kunstrasen, mit einem Sammelsurium von Bällen, von denen keiner ordentlich aufgepumpt war. Doch mit der Zeit wurde alles besser. Was Andreas Sadlo, der erste Vereinspräsident, und Sportdirektor Joachim Krug in diesen Monaten geleistet haben, ist Wahnsinn.« Beim SSV Markranstädt beendete Patrick Bick dann 2013 seine Spielerkarriere und wurde Leiter der Physiotherapie bei seinem alten Verein Eintracht Braunschweig, der sich inzwischen in der 1. Bundesliga etabliert hatte. Von 2015 bis 2017 leitete er die Physiotherapie von RB Leipzig. Heute praktiziert er als Osteopath in der Gustav-Adolf-Straße 19b in Leipzig.

»Mein Vater hat immer darauf gepocht, dass ich etwas Ordentliches lerne, bevor es mit dem Profifußball richtig losgeht. So habe ich neben dem Training eine Ausbildung zum Physiotherapeuten gemacht. Dafür bin ich ihm sehr dankbar, denn mit diesem Hintergrund konnte ich im Fußballzirkus frei denken. Ich wusste immer: Wenn es auf dem Platz nicht weitergeht, kann ich als Therapeut arbeiten. Für mich war immer klar, dass ich nicht mit Sechzig als Profifußballer in Rente gehen werde.« Während seine Teamkollegen auf der Fahrt zu Auswärtsspielen Filme schauten, las Patrick Bick oft in einem Anatomiebuch. Das brachte ihm den Spitznamen Professor ein. »Neben der Profikarriere ließ ich mich als Heilpraktiker ausbilden, um später den Beruf des Osteopathen ausüben zu können.«

Ausbildung, Fußball, Heilpraktiker – es war nicht immer leicht, alles unter einen Hut zu bringen. »Während meiner Profikarriere hatte ich oft das Gefühl, dass mir etwas verlorengeht. Heute weiß ich, dass es ein Zugewinn war. Meine Erfahrungen als Profifußballer haben meinen Horizont immens erweitert, weil ich nicht nur das Theoretische hatte, sondern auch die praktische Arbeit mit den Sportlern. Diese Arbeit macht mir nach wie vor großen Spaß, füllt mich jedoch als Therapeuten nicht aus. Mit der eigenen Praxis konnte ich meinen Horizont deutlich erweitern. Davon profitieren wiederum die Athletinnen und Athleten unter meinen Patienten.«

Die Osteopathie basiert auf drei Säulen, der parietalen Osteopathie, die sich mit Bindegewebe, Muskulatur und Gelenken beschäftigt, der viszeralen Osteopathie, bei der die inneren Organe im Mittelpunkt stehen, und der cranio-sacralen Osteopathie, die mit den inhärenten »Rhythmen« des Organismus arbeitet. Diese dritte Säule ist umstritten, da viele Therapieansätze auf Erfahrungswissen beruhen und sich nicht wissenschaftlich überprüfen lassen – oder einer solchen Überprüfung nicht standhalten. »Als Therapeut habe ich oft das Gefühl, ich kann etwas bewegen, aber ich weiß nicht genau, warum. Ein Zusammenhang ist subjektiv da, aber noch nicht wissenschaftlich belegt. Der Kontakt zu Prof. Bechmann und Dr. Steinke war deshalb ein Sechser im Lotto für mich. Die beiden sind fantastische Menschen mit einem unerschöpflichen Wissen und einer großen Offenheit. Mit ihnen kann ich querdenken und auch einmal philosophieren, was im Praxisalltag oft zu kurz kommt. Wenn ich mit einem Arzt rede, bin ich am Anfang immer Physiotherapeut. Merke ich dann, dass mein Gegenüber etwas offener ist, bin ich Heilpraktiker. Bei Prof. Bechmann und Dr. Steinke hatte ich zum ersten Mal das Gefühl, ich darf sagen, dass ich Osteopath bin.«

Die beiden Anatomen und Patrick Bick tauschen sich regelmäßig über Beobachtungen und neue wissenschaftliche Erkenntnisse aus. Das Thema Faszien steht dabei immer wieder im Mittelpunkt. »Für uns Osteopathen sind Faszien nichts Neues. Wir lernen in unserer Ausbildung, Faszien zu ziehen und zu erspüren. Man kann sich Faszien wie ein Gummiband vorstellen. Wenn man daran ziehen kann, ist alles gut. Wenn irgendwo ein Knoten ist, lässt sich das erspüren. Wir wissen, wie sich das gesunde Gewebe anfühlt und können auf dieser Basis relativ sicher sagen, wo eine Pathologie ist. Faszien bestehen zu 90 Prozent aus Wasser, sie sind ein Hauch, ein Nichts, und haben doch diese Bedeutung. Da gibt es noch viel zu erforschen!«

Seit 2020 bietet Patrick Bick an der Schule »Alles Osteopathie« einen neuen Studiengang für angehende Osteopathen an. »Mir ist vor allem der wissenschaftliche Aspekt wichtig. Ich will den Studenten Wissen vermitteln, das durch Studien gesichert ist. Ich will’s belegen können! Natürlich gibt es immer noch einen Bereich, den wir – Stand heute – nicht richtig erklären können, der wird allerdings sehr klein. Ansonsten basiert die Osteopathie, wie ich sie verstehen, auf Informationen, die wissenschaftlich geprüft sind.« Die Schule »Alles Osteopathie« steht für eine zeitgemäße Osteopathen-Ausbildung, die den heutigen Anforderungen gerecht wird. »Unsere Gründungsväter hatten nicht die Hintergrundinformationen, die wir jetzt haben. Dennoch wird Ostehopathie heute nicht anders gelehrt als vor fünfzig Jahren. Ich finde, das ist nicht mehr zeitgemäß. Dieses Zeitgemäße wollen wir eruieren, herausarbeiten und mit dem neuen Studiengang vorantreiben. Dann kriegen wir die Therapien noch einmal ein bisschen besser und effektiver hin.«

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